Idyllisches Bayerisch Nizza oder Zustände wie in südlichen Ländern
In süd- oder osteuropäischen Ländern gehören sie zum alltäglichen Straßenbild – streunende Hunde und Katzen. Ehemalige Haustiere bzw. deren Nachkommen, die herrenlos auf der Suche nach Futter umherstreifen. Wer denkt, dass dieses Szenario nur in fernen Ländern vorherrscht, liegt falsch. Denn es gibt sie, die armen Streuner, auch hier in Deutschland – direkt vor unserer Haustür. In Deutschland sind es vorwiegend Katzen und es werden immer mehr. Das bedeutet mehr Hunger, mehr Krankheiten und damit verbunden mehr Leid. Tierleid, welches es nicht nur aus empathischer, sondern auch aus gesetzlicher Sicht zu verhindern gilt!
Verantwortung übernehmen ist gefragt
Zunehmend erkennen Städte und Gemeinden, dass Handlungsbedarf besteht, damit immer größer werdende Streunerpopulationen nicht bald auch unser Straßenbild prägen. Mittlerweile gibt es in vielen Städten wie Landkreisen in Deutschland sogenannte Katzenschutzverordnungen. Darin werden Katzenbesitzer von Freigängerkatzen dazu angehalten ihre Tiere kastrieren zu lassen, um zu verhindern, dass sich diese mit den herumstreunenden, verwilderten Tieren paaren und somit zur Vergrößerung der Streunerkolonien beitragen.
Und wie sieht es in Bayern mit der Verantwortung aus? Welche Städte und Gemeinden in Deutschland bereits eine Katzenschutzverordnung erlassen haben, erfahren Sie hier. Spoiler-Alarm: Vorreiter ist Bayern nicht. … mehr erfahren
Was wird aktuell in der Region getan
Hiesige Tierschutzvereine (u.a. die Streunerhilfe Aschaffenburg e.V.) als auch Bürger aus Stadt und Landkreis Aschaffenburg kümmern sich um verwilderte Katzen, weil es sonst keiner tut. Sie versorgen die heimatlosen Katzen mit Futter, lassen diese kastrieren und leisten im Notfall auch medizinische Hilfe. Neben dieser Aufgabe, führen die Tierschutzvereine Kastrationsaktionen durch und betreiben aktive Aufklärungsarbeit bei Stadt und Bürgern.
Alljährliche Kittenschwemme – ein Faß ohne Boden
Trotz aller Bestrebungen der Tierschutzvereine scheint es wie ein Fass ohne Boden: In jedem Frühjahr gibt es wieder eine neue Kittenschwemme, trotz der Kastrationsaktionen für Streuner. Es blutet jedem Tierfreund das Herz, wenn Kätzchen aufgegriffen werden, die noch bevor sie die Augen öffnen schon durch Krankheiten zum Tode verurteilt sind. Wenn virus-, bakterien- oder parasitenverseuchte erwachsene Tiere dermaßen geschwächt sind, dass oft nur noch die Erlösung bleibt. Jeder Tierschützer kann bestätigen, welch starke Nerven man dafür braucht und weiß aus Erfahrung, wie lange manche Bilder im Kopf bleiben. Aus diesem Grund möchten die Aschaffenburger Tierschutzvereine wie z.B. die Streunerhilfe Aschaffenburg e.V. erreichen, dass in der Aschaffenburger Region ebenfalls eine entsprechende Katzenschutzverordnung verabschiedet wird.
Katzenschutzverordnung – leichter gesagt als getan
Noch bevor eine solche Katzenschutzverordnung überhaupt ausgearbeitet und endgültig in Kraft treten kann, müssen einige Hürden genommen werden. Die Katzenschutzverordnung ist Ländersache und je nach Bundesland können diverse Zuständigkeiten bestehen. Für Bayern wurde die Ermächtigung zum Verordnungserlass gem. § 13b Satz 5 TierSchG auf die Kreisverwaltungsbehörden d.h. Landkreise und kreisfreie Städte übertragen (§ 11 Nr. 3 Delegationsverordnung – DelV.).
Wie bringt man so eine Katzenschutzverordnung auf den Weg
Im Vorfeld muss durch ortsansässige Tierschutzvereine nachgewiesen werden, dass es trotz Aufklärung und Kastrationsaktionen nicht gelungen ist, die Anzahl fortpflanzungsfähiger Katzen zu reduzieren. Dazu gehört das Dokumentieren der hohen Anzahl von verwilderten Tieren und das damit verbundene Krankheitsaufkommen. Ist die Stadt oder die Gemeinde durch den Nachweis der Tierschutzvereine vom Katzenelend überzeugt, kann erst hiernach durch diese bei der Kreisverwaltungsbehörde (z.B. Landratsamt) ein schriftlicher Antrag gestellt werden. Die Entscheidung über die Notwendigkeit einer Katzenschutzverordnung obliegt den zuständigen Behörden.
Wo stehen wir in Aschaffenburg aktuell
In der Stadt werden von verschiedenen Organisationen erfolgreich Kastrationsmaßnahmen durchgeführt. Der Oberbürgermeister und die Stadträte sind von der Arbeit der Tierschutzvereine überzeugt. Bei der Stadt wurde deshalb ein Antrag auf Erlass einer Katzenschutzverordnung gestellt.
[Stand: 01. September 2020]
Der Erlass wurde von der Stadt an den Regierungsbezirk Unterfranken übergeben.
[Stand: Frühjahr 2022]
Der Erlass ist zurück aus dem Regierungsbezirk Unterfranken.
[Stand: Ende Oktober 2022]
Der Erlass kommt zur Abstimmung in die Stadtratssitzung/Umweltsenat zur Abstimmung
Termin: Donnerstag, den 10.11.2022, um 17:00 Uhr
Die Streunerhilfe Aschaffenburg hat einen Blick vorab auf den „Beschluss zur Katzenschutzverordnung“* halten können und hat dazu einen Brandbrief an die Stadträte formuliert.
>> mehr Infos dazu finden Sie in diesem Artikel
[Stand: 03.11.2022]
Ein kleiner Schritt gegen das Tierleid
… verwilderter Katzen, ein großer für die aktiven Tierschutzvereine. Bis das große gemeinsame Ziel einer Katzenschutzverordnung für die Stadt und den Landkreis Aschaffenburg erreicht ist, sind noch ein paar bürokratische Hürden zu nehmen – ein Schritt nach dem anderen heißt es jetzt. In der Zwischenzeit appellieren wir an die katzenbesitzenden Bürger, denn das Schicksal der herrenlosen Streunerkatzen liegt auch in bürgerlicher Hand:
Haben Sie Bedenken bezüglich einer Kastration? Vielleicht kann dieser Link dazu beitragen, Ihre Zweifel zu zerstreuen. Oder wenden Sie sich an einen Tierarzt ihres Vertrauens. … mehr erfahren